Wie wohnt man so das erste Mal ohne Eltern? In einer meist recht kleinen WG in irgendeiner deutschen Studentenstadt oder im Studentenheim, zusammen mit Menschen die deine Sprache sprechen. Aber Johanna ist das natürlich zu „Mainstream“.
verschlafener Bahnhof |
Deswegen fängt sie gleich mit einem Haus inklusive Balkon an. Ein Garten sollte auch dran sein, ja ein ertragreicher Haselnussbaum sowie ein Feigenbaum würden sich ganz gut darin machen. Auf jeden Fall sollte es irgendwo sein, wo sie niemand versteht. Wie wäre es mit irgendeiner Stadt in Bosnien Herzegowina an der Grenze zu Kroatien? Vielleicht finden sich ja zwei Französinnen im Alter von ca. 26 Jahren, die mit ihr wohnen möchten?
Ja, die finden sich hier. Also los in den Bus von Sarajevo
nach Brcko! So fuhr ich einige Stunden über die Berge. Wenn ich an die Fahrt in
dem Zug nach Sarajevo denke, muss ich sagen, dass daer Bus ein richtiger Luxus war.
In Bosnien wird zum Glück das Meiste mit den Bussen geregelt. Der Bahnhof von
Brcko bekommt ein Mal täglich Besuch von einem einzigen Zug...
Versuche erstes Bild v. Brcko festzuhalten, zum Glück falsche Stadt |
Zum Glück kam dann aber
doch irgendwann ein richtiger Busbahnhof und an dem stand auch gleich meine
Vorgängerin, die zufälligerweise auch Johanna heißt. Und so kam ich, natürlich
nach einem Erholungskaffee, am 26. August in mein neues zu Hause, wo ich gleich
mit einem Tischfeuerwerkchen willkommen geheißen wurde. Aber keine Sorge, ich
wohne nicht in einer riesigen Villa. Das Haus hat auch nicht viel mehr Fläche
als eine Wohnung, aber es ist immerhin ein Haus, ein sehr gemütliches obendrein.
Einziges Problem sind die Möbel, die danach ausgesucht wurden, dass sie niemand klauen möchte. Alte dunkelbraune Möbel, sehr deprimierend.Also habe ich alle Bettlaken im Haus zusammengesucht und meine Moebel damit bezogen. Nicht sehr schoen, aber besser.
Nein, ich habe nicht extra fšr euch aufgeraumt Nicht tz sehen: braune Ledercouch u. Sessel im gleichen Design |
Ehrlichgesagt war mir etwas mumlig nach dem was ich gehört
hatte. Brčko liege im Gegensatz zu Sarajevo nicht in den Bergen, sprich: dort
wird es schon noch ein paar Grad wärmer. Wärmer als 42°C? Ja, tatsächlich
sollen es ein Tag vor meiner Ankunft 48°C gewesen sein. Doch das Wetter war
gnädig und schickte mir Sturm und Regen, sodass meine ersten Tage mit
gemäßigten Temperaturen gut auszuhalten waren.
So komme ich jetzt langsam hier an, auch wenn es mir immer
wieder plötzlich durch den Kopf schießt „Ohje, jetzt bin ich ja wirklich in
Brčko“ „Hey, mein Freiwilligendienst hat ja jetzt schon begonnen!“ „Das ist ja
tatsächlich meine erste eigene Wohnung“. Ein netter Zufall macht das Ganze auch
gleich viel heimischer. So ist uns gleich am Anfang eine abgemagerte Babykatze
zugelaufen, die seit dem nicht mehr von meiner Seite weicht. Sobald ich sie
alleine lasse fängt sie an zu meckern, sobald ich mich auf den Boden setze
sitzt sie auf meinen Schultern und sobald ich mich ins Bett lege lieg sie auf
meinem Hals. Anscheinend werde ich hier in Bosnien ernsthaft gebraucht.
Merkwürdig war nur die Stimmung in den ersten Wochen. Denn es
waren noch eine Menge an internationalen Freiwlligen (Kanada, Niederlande, England,
Deutschland, Süd Sudan) da, die alle ihre letzten Tage in Bosnien genossen. Also
herrschte Abschiedsstimmung, sprich tausende Küsse, Umarmungen, Lachen,
Weinen und eine Menge an Insidern, mit denen ich nichts anfangen konnte. Doch
nun sind sie weg und ich kann mich langsam daran gewöhnen ein Teil von Brčko zu
werden. Mit mir werden Roderick aus Schottland, Sarah aus London und Claire und
Camille aus Frankreich zurückbleiben.
Dieser buntgemischte Haufen hat ein ziemliches
Sprachenwirrwar zur Folge, welches mich schon so manches Mal durcheinander
gebracht hat. Mit den internationalen Freiwilligen rede ich natürlich auf
Englisch. Das ist echt anstrengend, denn viele von ihnen sprechen Englisch als Muttersprache,
also schnell und mit schottischem bzw. britischem Akzent. Hinzu kommt, dass
meine Mitbewohnerinnen auf Französisch untereinander reden, was ich versuche zu
verstehen. Wenn ich mal „nach Hause telefoniere“ kommt noch Deutsch hinzu. Mit den Kindern und den anderen Einheimischen versuche ich
mich währenddessen immer mehr auf Lokalsprache. Denn hier spricht man nicht
bosnisch. Brčko liegt an der Grenze zu Kroatien und ist auch nicht weit von
Serbien entfernt. Daher spricht man hier alle 3 Sprachen. Um mich nicht
auf eine Seite zu schlagen spreche ich also „Lokalsprache“oder "eure Sprache", also das was man
hier eben so spricht...Mischmasch. Das ist auch gaz egal, denn im Grunde genommen sind alle 3 Sprachen abgesehen von einigen Buchstaben und einzelnen Woertern das Gleiche.
So kommt es öfters vor, dass ich alles durcheinander haue, englische SMS an Leute aus Deutschland versende, mir Deutsche Worte für mein Tagebuch nicht mehr einfallen, ich Deutsch mit meinem Mitbewohnerinnen rede usw…Ich vergesse auch immer mehr die Deutschen Woerter und wenn mich Leute fragen ,was das und das auf Deutsch heisst muss ich erst einmal lange ueberlegen.
So kommt es öfters vor, dass ich alles durcheinander haue, englische SMS an Leute aus Deutschland versende, mir Deutsche Worte für mein Tagebuch nicht mehr einfallen, ich Deutsch mit meinem Mitbewohnerinnen rede usw…Ich vergesse auch immer mehr die Deutschen Woerter und wenn mich Leute fragen ,was das und das auf Deutsch heisst muss ich erst einmal lange ueberlegen.
Meine Lokalsprachkenntnisse sind auch schon ganz gut. Jedenfalls kann ich
am Anfang von Konversationen nichts falsch machen, denn die fangen in der Regel
alle gleich an:
Möglichkeit Nr. 1: - „ Đesi“ „Evo me!“
(Wo bist du?
Hier bin ich!) (Macht keinen Sinn, vielleicht mit „What´s up" zu
vergleichen)
vergleichen)
Möglichkeit Nr. 2: -„Šta ima?“ „Nema ništa!“
(Was gibt´s neues? Nichts!) (Keine andere Antwort möglich)
Möglichkeit Nr 3: - „Kako si?“ „Dobro, havala, a ti?” “Dobro sam”
(Wie geht es dir? gut, danke und dir? „gut“)
(auch hier keine andere Antwortmöglichkeit)
(Wie geht es dir? gut, danke und dir? „gut“)
(auch hier keine andere Antwortmöglichkeit)
Und zum Schluss noch das "einlokalte" (da eingebosnischt
falsch wäre) Wort des Tages: seksi
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